Sein Knut Tagebuch ist übrigens wieder online.-
Today it is 3 months that Hartmuth died, last week Tagesspiegel published an obituary by Sebastian Rattunde, which I have translated and post now in his memory.
By the way, Hartmuth's Knut Diary is online again.
Hartmuth Wiederoth (Geb. 1948)
In einem kleinen Reisebüro in Wedding brennt eine Kerze auf dem Schreibtisch von Hartmuth Wiedenroth. Dahinter hat Herr Ünal ein Foto aufgestellt: ein Mann mit Schnauzbart in Rollkragenpullover und Windjacke vor einer Felsenlandschaft. Ein verhaltenes Lächeln, warm und seltsam scheu zugleich. Das Bild muss an einem Sonntag entstanden sein, denn die Felsen hinter Hartmuth gehören zu dem Ort, dessen Besuch über Jahre für ihn der Höhepunkt einer jeden Woche war, der Besuch bei den Eisbären im Berliner Zoo.
Herr Ünal und Hartmuth Wiedenroth lernten sich bei der Arbeit kennen, im Alcatel Kabelwerk in Neukölln. Eigentlich standen sie sich als natürliche Gegner gegenüber, Hartmuth der Abteilungsleiter, Vorgesetzter von fast hundert Mann, und Herr Ünal, der Betriebsrat.
Aber Hartmuth verstand sein Chefsein etwas anders als üblich. Er war schließlich allein wegen seines Fachwissens Chef geworden; eigentlich galt er als zu weich und lieb. Die meisten seiner Leute kamen aus der Türkei, Hartmuth schloss Freundschaften, lernte Türkisch und fuhr als einer der ersten Deutschen im Urlaub mit dem Auto quer durch das Land.
Als seine Abteilung geschlossen werden sollte, arbeitete Hartmuth so lange den Sozialplan ab, bis keiner seiner Mitarbeiter mehr da war und er sich schließlich selbst überflüssig gemacht hatte. Dann fiel er in ein tiefes Loch. Da bot ihm Herr Ünal eine Stelle an. In dem kleinen türkischen Reisebüro, das er schon lange nebenher betrieben hatte, konnte er Hilfe gut gebrauchen.
Niemand weiß mehr so genau, wann die Liebe zu den Tieren Hartmuth erfasste. Sein Freund Engin, der jeden Morgen um zehn auf eine Tasse Kaffee ins Büro kam, erinnert sich, dass es mit einem schwächlichen Schwan am Tegeler See begann, danach war es ein junger Braunbär in der Türkei, dessen Mutter erschossen wurde, für den er sich einsetzte.
Hartmuth dedicated a thread for Datvi, a little bear cub hand raised in Turkey in 2007
Hartmuth konnte wunderbar erzählen von seinen Tieren, ihren Geschichten, den lustigen und manchmal dramatischen. Im Spreewald beobachtete und fotografierte er Störche. Die Bilder veröffentlichte er im Internet auf Seiten anderer Tierfreunde und schrieb kurze Texte ins Gästebuch. Was folgte, muss den stillen Hartmuth Wiedenroth in seiner Reinickendorfer Junggesellenwohnung überwältigt haben. Rückmeldungen von Storchenfans aus allen Himmelsrichtungen. Er schloss Freundschaft mit einer Grundschulklasse aus Gummersbach und deren Lehrerin, als die Zugvögel auf deren Lehrplan standen. Schulkinder aus Ohio meldeten sich, und Hartmuth organisierte Storchenbrieffreundschaften zwischen den Kontinenten.
Photo: Heike Klabunde/Storchenforum
Für den wachsenden virtuellen Freundeskreis gründete er vor acht Jahren die Internetseite „World of Animals“. Nach dem Arbeitstag im Reisebüro begann das Leben und die Arbeit im Internet. Forumsbeiträge beantworten, redigieren, Fotos hochladen. Das Gästebuch empfand er als „Couch in meinem Wohnzimmer“ und bevor er an sich selbst dachte, kümmerte er sich um die Gäste, die dort auf ihn warteten. Zum Abendessen kam er oft nicht vor Mitternacht.
„Ich stehe dazu, dass ich mich den halben Tag mit Knut beschäftige.“ Aus Hartmuths Mund klang das ganz selbstverständlich. Es war ihm egal, ob sich Leute über sein Knut-Tagebuch im Internet lustig machten. Seit der Geburt des Eisbärenjungen im Berliner Zoo stiegen die Zugriffszahlen auf „World of Animals“ in die Millionen. Sonntags im Zoo am Bärengehege traf er immer öfter seine Leser und Internet-Bekanntschaften persönlich.
Mit seiner Initiative „Knut forever in Berlin“ sammelten er und seine Mitstreiter zehntausende Unterschriften für den Verbleib des Bären in Berlin. Der schüchterne Herr Wiedenroth gab jetzt Interviews, ließ sich mit dem Bürgermeister fotografieren und organisierte Geburtstagspartys für Knut.
Sein letzter Gruß auf der Internetseite lautete:
- Autor: Sebastian Rattunde -
In a small travel agency in Wedding a candle is burning on the desk of Hartmuth Wiedenroth. Behind, Mr. Ünal has set up a photo, showing a man with a mustache in turtleneck sweater and a windbreaker in front of a rocky landscape. A restrained smile, warm and oddly shy at the same time. The image must have been created on a Sunday, as the rocks behind Hartmuth belong to the place which over the years had been the culmination of each week, the visit to the polar bear at Berlin Zoo.
Mr. Ünal and Hartmuth Wiedenroth got to know each other while working at Alcatel cable plant in Neukölln. Actually, they faced each other as natural enemies, Hartmuth the department manager, supervisor of nearly a hundred men, and Mr. Ünal, the worker and representative of the worker's union.
But being a boss was understood a little differently by Hartmuth than usual. He was eventually made solely because of his expertise a boss, actually, he was considered too soft and sweet. Most of his staff came from Turkey, Hartmuth made friends, learned Turkish and drove one of the first Germans on holiday by car across the country.
When his department faced being shut down, Hartmuth worked as long on the social plan, until everyone of his staff was gone including himself, he had finally made himself redundant. After wards he fell into a deep hole. It was then that Mr. Ünal offered him a job. In the small Turkish travel agency which he had long operated alongside, he could well use help.
Nobody knows exactly when the love for animals captured Hartmuth. Engin, his friend, who came every morning at ten for a cup of coffee to the office, recalls that it began with a weak swan at Lake Tegel, and there was his commitment for a young brown bear in Turkey, whose mother was shot.
Hartmuth could tell wonderful stories about his animals, their stories, often funny and sometimes dramatic. In the Spreewald forest he observed and photographed storks. The photos he published on the Internet sites of other animal friends, writing short texts in their guest-books. What followed, must have overwhelmed the quiet bachelor Hartmuth Wiedenroth from Reinickendorf. Feedbacks from stork fans from all over the world. He became friends with a primary school class and their teacher from Gummersbach, as storks were on their curriculum. School children from Ohio came forward and Hartmuth organised stork pen-pals between the continents.
For the growing virtual circle of friends, he founded eight years ago the website "World of Animals". After working in the travel agency it was the Internet which filled his life and work. Posts for the forum, editing, replying, uploading photos. The guest book, he felt like a "couch in my living room" and before caring for himself, he took care of the guests who were waiting for him. Often it was not before midnight that he found time to have his dinner.
"I stand by it that I spend half the day being occupied with Knut." Coming from Hartmuth, a sentence like that sounded quite natural. He did not care whether people laughed about his Knut Diary on the Internet . Since the birth of the polar bear cub at Berlin Zoo, the number of visitors who accessed his "World of Animals" shot up into the millions. Sundays at the bear enclosure at the zoo, it happened more and more frequently that he met his readers and Internet acquaintances in person.
With his initiative "Knut in Berlin forever," he rallied his supporters and tens of thousands of signatures for the whereabouts of the bear in Berlin. The shy Mr. Wiedenroth gave interviews now, had himself photographed with the mayor and organized birthday parties for Knut.
- Author:Sebastian Rattunde -
- Hartmuth Wiedenroth (geboren 1948) / Tagesspiegel 25.08.2011
- Abschiede...Time to say good-bye/ 09.06.2011
- Forumsübersicht & Knut Diary
Liebe Birgit,
AntwortenLöschenschön, nochmal an Hartmuth Wiedenroths außergewöhnliche Tierdokumentationen zu erinnern und seine große Liebe zu Knut. Seine Initiative "Knut forever in Berlin" hat Knuts Fangemeinde damals ja in zwei sich erbittert bekämpfende Lager gespalten.
Im Nachhinein fragt man sich jetzt erst recht und immer noch: Hätte Knut woanders überlebt ?
Besonders erfreulich an Deinem Eintrag ist aber, dass sein Knuttagebuch wenigstens noch für eine Weile wieder einsehbar ist.
Danke und liebe Grüße
Britta-Gudrun