Sie fanden ihn 200 Kilometer vor der Küste Alaskas. Ein winziges Bündel Fell, der mit letzter Kraft ein Stück Treibholz umklammert. „Die Jungs hoben ihn an Bord“, sagt Al Meston, der Kapitän des Kutters. „Und bei Gott – als der Kleine da so saß, habe ich ihn in den Arm genommen.“ Eigentlich geht so etwas nicht, das weiß der alte Meston wohl. Ein ausgewachsener Mann und ein Eisbär-Baby – seine Jungs würden ihn auslachen. Das Herz allerdings ist eine merkwürdige Sache und so kommt es, dass „Darris“, der kleine Bär, fortan ein königliches Dasein führt: Meston lässt alle Heizkörper abstellen – ein Eisbär muss es kühl haben – und verteilt Decken an seine schlotternde Mannschaft. Er gibt Anweisung an Eisschollen vor Anker zu gehen – Darris, so erklärt der Kapitän, dürfe nie sein tägliches Meerbad verpassen. Er besteht darauf, sämtliche Türen an Bord offen zu halten, damit das Tier nicht eingesperrt wird und doch weiß er, mit jeder Stunde, die verstreicht, rückt das Unausweichliche näher: „Darris musste in eine Aufzuchtstation“, sagt Meston. Noch während sie in den Hafen einlaufen, ruft er die Wildhüter. Als sie Darris jedoch abholen wollen, beginnt der Eisbär zu schreien – er weint so, wie niemals ein Eisbär weinen sollte und mit aller Kraft, als würde er wieder ertrinken, umklammert er den Arm des Mannes, der ihn rettete. Die Fischer erzählen noch heute, wie unwirsch Meston die Wildhüter fortschickt. Er sagt: „Kommen sie wieder mit Betäubungsspritzen.“
Als sie von Bord sind, lässt er das Schiff auslaufen. Er hält Darris ganz fest und er weiß, eines Tages wird dieses Tier heranwachsen zu einem verdammt großen Eisbären. Doch das Herz ist, wie gesagt, eine merkwürdige Sache: Es hält fest an allem, was es liebt. Egal wie die Regeln dieser Welt laufen und egal, ob ein kleiner Eisbär auf einem Fischkutter aufwachsen sollte. Es schreibt seine eigenen Gesetze.
Meston und Darris gehen noch sechs Monate auf Fischfang. Dann, eines Tages, entdeckt der Mann eine Eisbärin an der Küste – sie liegt vor ihrem toten Baby. Er bringt Darris an Land – ein gerettetes Leben für ein verlorenes.
„Es gab nichts mehr zu tun“, sagt er. „Der Moment war gekommen. Und es war ein guter Moment…“
They found him 200 Km from the coastline of
Meston and Darris continue to fish another 6 months. Then, one day, the old man discovers a female polar bear on the coast- lying in front of her dead cub. He brings Darris on shore – a rescued life for a lost one. “There was nothing more to do. The moment had come. And it was a good moment.”
Text: Dorothee Teves
Translation:Mami Simba
I want to thank Uli S and Elifan of Hartmuth's forum where I have found this heart warming story this week for allowing me to use it here too. Dorothea Teves has a regular column in a German TV magazine telling the stories behind a photo, there is a whole archive accessible, unfortunately in German. Another polarbear story told by her can be found here.
Hallo Mami Simba,
AntwortenLöschenes freut mich, daß Du die wunderschöne Geschichte von dem kleinen Darris und Kapitän Meston hier verewigt hast. Sie ist wirklich soo schön. Und auch der Link zur anderen Eisärengeschichte gaanz süß. Du hast Recht, wer weiß... aber vergessen werden wir diese Geschichten so schnell nicht.
BH Josefine
Liebe Simba und Mami,
AntwortenLöschendas ist so eine anrührende Geschichte, die einem ans Herz geht. Ich habe sie eben noch einmal gelesen.
Vielen Dank, dass Ihr sie hier festgehalten und Mami Simba sie übersetzt habt.
Liebe Grüße
Viktor