Donnerstag, 21. Oktober 2010

Herr Opitz und seine Affen...In Memoriam of Berlin's Father of the Apes

Herr Opitz mit Makoua/Augen-Blick

"Nuckelflaschen zubereiten, Windeln wechseln, Bauchschmerzen mit Wärmfläschchen kurieren. Sein Leben widmete Reimon Opitz der Aufzucht von über 40 Affen-Babys, die von ihren Müttern verstoßen wurden.

Wer in die Zoo-Dienstwohnung der Familie Opitz (3 Zimmer, 90 Quadratmeter) zu Besuch kam, wurde stets von krabbelnden Mini-Gibbons, Schimpansen-Kindern, Meerkatzen oder Gorillas im Strampelanzug begrüßt."

Herr Opitz mit Sangha & Djambala/Berliner Zeitung

"Preparing baby bottles, changing diapers, curing stomach pain with hot-water bottles. Reimon Opitz dedicated his life to the rearing of more than 40 monkey ba
bies who were abandoned by their mothers.

Who came to visit family Opitz in their Zoo-official residence (3 rooms, 90 square meters) , was always greeted by crawling mini-gibbons, chimpanzees, children, monkeys and gorillas in
jumpsuits. "

Orang Utan Bini, Bulan & Herr Opitz/dpa

Raimon Opitz ist tot. Fast auf den Tag genau folgte er Thomas Dörflein letzten Monat am 20.09.2010 im Alter von nur 62 Jahren.Er war Berlins bekanntester Tierpfleger, bei ihm ging Thomas Dörflein in die Lehre. Beide gehörten einer Generation von Tierpflegern an, die für ihre Arbeit lebten und für die von ihnen anvertrauten Tiere oft rund um die Uhr da waren.

Last month Raimon Opitz followed Thomas Dörflein only 2 years later on 20. 09.2010. Opitz was Thomas Dörflein's instructor during his first years at the zoo. Both belonged to a generation of zoo keepers who lived for their work and the animals in their care, often 24 hours around the clock.

Herr Opitz mit Mücke und Satu/Nene

Als ich die Meldung am 21. September letzten Monat las, konnte ich es kaum fassen. Von 1980 bis 1997 habe ich in Berlin gelebt und an Herrn Opitz und seine Affen kann ich mich immer noch sehr lebhaft erinnern. Obwohl ich damals eher gemischte Gefühle hatte, was Zoos im Allgemeinen anging, zog es mich doch immer wieder dorthin, vor allem zum Affenhaus, allein, mit Freund/inn/en, und später, als ich im Frauenhaus arbeitete, regelmäßig mit Kindern, mit denen ich arbeitete. Ich erinnere einen Menschen, der behutsam und liebevoll mit seinen Schützlingen umgegangen ist, immer auf sie konzentriert, ähnlich innig wie man es bei Herrn Dörflein und Knut oder den Wölfen später erleben konnte.

Mit Makoua/Berliner Zeitung

Hier haben die Frauenhauskinder sehr elementare Gefühlserfahrungen gemacht, die Erkenntnis,, dass es auch bei den Affen Clinch geben kann, verstoßene Kinder und Großmütter, die Enkel aufziehen, weil die biologische Mutter aus irgendwelchen Gründen nicht kann, hat oft entscheidend mit dazu beigetragen, dass sich die Mädchen und Jungen öffnen konnten, und man über die erlebte Gewalt zu Hause sprechen konnte.

Wie ich es auch in Bezug auf Thomas Dörflein und Knut ähnlich empfunden habe, die Tatsache, dass männliche Tierpfleger so vorbildlich "Mutterplatz" bei ihren Schützlingen einnehmen, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor im positiven Erleben von Zoobesuchen.Was "Affenvater" Herr Opitz für seine "Kinder" alles tat, wie er sich kümmerte, das hatten die wenigsten Kinder zu Hause gesehen oder erlebt.

Herr Opitz und Herr Dörflein waren Tierpfleger mit Leib und Seele. Sie haben dem Zoo auch ein menschliches Gesicht gegeben, ohne sie wären viele, die Tiere lieber in freier Wildbahn sehen, sicherlich gar nicht in den Zoo gegangen...

Mein tiefstes Mitgefühl geht an Herrn Opitz Ehefrau, ohne deren Unterstützung viele Handaufzuchten so sicher gar nicht möglich gewesen wären, der Famile,Freunden, den Kollegen und dem Berliner Zoo, der erneut einen nicht ersetzbaren Verlust erleidet. Ich denke an Mücke, an Bokito, Makoua und die vielen anderen...

Herr Opitz mit Bokito/BZ

When I learned about Mr. Opitz death last month, I could hardly believe it. From 1980 to 1997 I lived in Berlin, and Mr. Opitz and his apes I can still remember very vividly, even after such a long time. Although I had rather mixed feelings concerning zoos in general at that time, I was drawn to the zoo frequently, especially to the apes house, alone, with friends, and later even more often with children, when I was working in a center for battered women and their children. I remember a man who has handled gently, kind and lovingly his charges, he was always focussed on them.

Here the kids from the shelter made very basic experience, the sensual observation of fighting apes, abandoned children and gorilla grandmothers caring for offspring which had been abandoned for one reason or another by the biological mother, has often made the boys and girls open up and speak about the violence at home and their fears about their present and future situation.

Witnessing Mr.Opitz as male keeper taking over the role of a mother in such exemplary way, made quite an impression not only on the children and added to the positive experience of our zoo visits. What "ape father" Mr. Opitz did for his "children"when he took care, had been experienced only by very few children. It was here that my interest in hand raised animals started, of which I was later also reminded when Mr. Dörflein took care of Knut.

Mr Opitz and Mr Dörflein were both devoted keepers, giving the zoo a human face, attracting also people to the zoo who otherwise prefer seeing animals in the wild...

My deepest sympathy still goes to Mr. Opitz wife, whose support of her husband's work was crucial when it came to hand-rearing of a new "family member", to his friends and colleagues and to Zoo Berlin, which again suffers an irreplaceable loss. I think of Mücke, Bokito, Makoua and so many others...

Herr Opitz mit Fatou/Zooarchiv

Gern hätte ich das Buch gelesen, das Herr Opitz vorhatte zu schreiben...gern hätte ich mich bei ihm persönlich bedankt für die vielen Stunden, in denen ich die Möglichkeit hatte ihm bei der Arbeit zuzusehen, mich an der Entwicklung so vieler Affen zu erfreuen und für die vielen Gespräche, die mit den Frauenhauskindern darüber erst zustande kamen...

I would have loved to read the book which Mr. Opitz wanted to write ... I would have liked to say thank you to him for many hours I had the opportunity to see him at work, to enjoy the development of so many apes, leading to so many insightful discussions with the kids .

In Memoriam Herr Opitz und seine Affen


Sources & photo credits:
- Affen-Papa Reimon Opitz ist tot/BZ 20.09.2010
- Trauer um Reimon Opitz-BZ erinnert/ BZ 21.09.2010
-
Reimon Opitz -Herr der Affen/ rbb 21.09.2010
- Tierischer Augenblick/Foto-Galerie
- Berliner Zeitung Foto-Galerie
- Nene's Zoo & WildLife Journal
- Herr Opitz mit Fatou/Mit freundlicher Genehmigung des Zoos Berlin

Mehr Fotos, Links und Geschichten hier in diesem Album in Erinnerung an Herrn Opitz, welches von Zeit zu Zeit erweitert wird...

More photos, links and stories in memoriam of Mr. Opitz can be found here, it will be updated whenever I find more...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Birgit,

das ist der schönste Nachruf, die schönste Erinnerung an einen Tierpfleger mit Herz, den ich mir vorstellen kann.Danke.
In dem Album werde ich noch viele Male gucken und lesen.Eindrucksvoll, was Du hier auf die Beine gestellt hast, aber eigentlich wie immer.Ganz großen Respekt habe ich vor Deiner Arbeit.


Mir ist eine Szene in Erinnerung, da w u r d e Herr Opitz plötzlich gefüttert, von wem weiß ich leider nicht mehr genau.Ich glaub, es war Bini.Herr Opitz war total überrascht und glücklich. Ich denke, das Leben, das Herr Opitz geführt hat, war ein tolles.

Liebe Grüße in die Ferne, Deine BrigitteE

Anonym hat gesagt…

Liebe Birgit,

dein mit Sorgfalt und Liebe gemachter Beitrag ist besonders gelungen - vielen, vielen Dank dafür. Die Fotosammlung hatte ich mal von mir aus entdeckt und habe da hin und wieder gestöbert. Ich selber habe keine besondere Beziehung zu Affen und bin deshalb vielleicht nur ein einziges Mal im Affenhaus des Berliner Zoos gewesen. Das, was du über deine Arbeit im Frauenhaus erzählt hast, war sehr interessant - einleuchtend für mich, dass Besuche des Affenhauses manchen Kindern geholfen haben.

Herrn Opitz habe ich von den Fernsehsendungen "Panda, Gorilla & Co." gut in Erinnerung. In einer Folge wurde in der Tat gezeigt, wie ein Affe ihm eine Erdbeere in den Mund gesteckt hat.

Wieder ein unersetzlicher Verlust für den Berliner Zoo.

Herzliche Grüße

LeenaP

Ulli J hat gesagt…

Hallo Birgit,

ich ja jemand, der ständig in einen Zoo rennt. Und obwohl der Eisbär, dessen Außenposten du so liebevoll und betreibst, auch in meinem Herzen einen besonderen Platz einnimmt, sind es in allen Zoos, die sie halten, die Menschenaffen, denen ich am längsten zuschauen könnte. Ich bin auf meinen Zoosafaris in Europa ein paar Mal auf die Schützlinge von Raimon Opitz gestoßen und musste jedes Mal an den Mann denken, den ich im Fernsehen mit Mücke gesehen hatte. Er ist ein wunderbarer Affenpfleger gewesen, dem es hervorragend gelungen ist, seine Handaufzuchten so zu sozialisieren, dass sie in Gruppen ihrer Artgenossen integriert werden konnten. Aus Bokito ist ein fürsorglicher, beeindruckender Silberrücken geworden, der in seiner großen „Familie“ im Zoo von Rotterdam für Ordnung sorgt. Es macht sehr viel Freude im Berliner Zoo Mücke zuzuschauen, wie sie ihre eigene Tochter Satu aufzieht. Wenn ich in Kerkrade Sangha beobachte, wie sie immer geschickter mit ihrem Sohn Mosi umgeht, dann bedanke ich mich im Herzen immer bei ihrem „Adoptivvater“ Raimond Opitz, dass er sie so gut „erzogen“ hat. Er hat eine Lücke hinterlassen, die sich nur schwer schließen lässt.

Danke für deinen schönen Beitrag.

Ulli

Simba hat gesagt…

Liebe Brigitte, LeenaP und UlliJ,

Vielen Dank für eure netten Kommentare, ich freue mich, wenn euch die Fotosammlung gefallen hat. Ich hoffe nach wie vor sehr, dass es irgendwie, irgendwann vielleicht doch noch ein buch geben aus der Zeit von Herrn Opitz, dass seine erinnerungen , auch in Form der Fotos aus seinem Archiv, nicht verloren gehen. Es wäre schön, wenn es dazu einen Weg geben könnte.

Auch ich bin sehr berührt gewesen, zu sehen, wie sich seine Handaufzuchten entwickelt haben, das ist der wirklich ganz große Verdienst von Herr Opitz, dass er alles getan hat, um seine Schützlinge so schnell wie möglich wieder in die Gruppe zu integrieren. Das hat mich sehr beeindruckt.

Ich wünsche mir sehr, dass die Arbeit von Thomas Dörflein und Herrn Dörflein auch jüngere Tierpfleger inspiriert. Auch wenn ein Zoo in erster Linie für Menschen da ist, es sind die Pfleger, die das Leben der Zootiere am nachhaltigsten beeinflussen kann, die Sicht auf sie, die Zeit für sie und der Respekt und die Liebe für sie...