Montag, 5. September 2011

Yvonne, die Kuh, die ein Reh sein wollte...Another cow on the run

„Muh, muh, ich bin die Kuh und hab ein Herz genau wie du.
Muh, muh, ich heiß Yvonne und wenn ich will, lauf ich davon.“

-Yvonne-


Yvonne (ursprünglicher Name: Angie) ist eine im Jahr 2005 geborene, braun-weiße Hausrindkuh, die in der medialen Saure-Gurken-Zeit im August 2011 Schlagzeilen machte, weil sie aus menschlicher Obhut entwichen war.

Yvonne wurde zunächst als Milchkuh in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf einen Bergbauernhof in Unterkremsberg im österreichischen Liesertal gehalten. Im Frühjahr 2011 kaufte sie ein Landwirt aus dem deutschen Landkreis Mühldorf am Inn in Bayern, um sie dort zu mästen und anschließend zu schlachten. Am 24. Mai 2011 entfernte sie sich vom Weidegelände ihres Besitzers und hielt sich seitdem in einem Waldgebiet beim Zangberger Ortsteil Palmberg sowie in Taubental auf, wo sie trotz großer Bemühungen zeitweise nicht aufzufinden war; gelegentlich wurde sie dort auch auf offenem Feld gesichtet.

Yvonne sorgte für erhebliche Resonanz in den Massenmedien und in den sozialen Netzwerken. Am 1. September 2011 meldete das Landratsamt Mühldorf, Yvonne habe sich auf einer Weide im Ampfinger Ortsteil Unteralmsham ihren Artgenossen angeschlossen. Am 2. September 2011 wurde sie von Henning Wiesner, dem früheren Direktor des Tierparks München-Hellabrunn und Mitarbeitern des Gnadenhofs Gut Aiderbichl mithilfe vom Betäubungspfeilen und mehrerer Haltegurte eingefangen und auf den Hof nach Deggendorf gebracht.


Unterschiedlich wurde die Frage beurteilt, ob die frei umherlaufende Kuh eine Gefahr darstellte, vor allem für den Straßenverkehr. Unterstützer der Aktionen für Yvonne bestritten dies, während behördlicherseits bereits die vorsorgliche Tötung des Tiers durch Abschuss erwogen wurde. Wegen der sehr viel größeren Körpermasse stelle das Rind eine wesentlich größere Gefahr für die Verkehrsteilnehmer dar als ein Wildtier. Medienberichten zufolge hatte die Kuh am 29. Juli 2011 eine Straße überquert und war dabei beinahe mit einem Polizeiauto zusammengestoßen. Daraufhin wurde sie am 30. Juli 2011 zum Abschuss freigegeben. Allerdings mied sie seitdem die Straßen.

Daraufhin kauften sie Tierschützer und sagten ihr einen Platz auf einem der Gut Aiderbichl genannten Gnadenhöfe des Tierschützers Michael Aufhauser im Landkreis Deggendorf zu. Auf der angrenzenden Straße wurde die Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 30 km/h gesenkt, am Straßenrand wurden Zäune aufgestellt und auf eine zunächst beabsichtigte, gezielte Tötungsaktion wurde vorerst verzichtet.

Die gegen Yvonne erlassene Gefahrenabwehrverordnung, aufgrund derer sie hätte erschossen werden sollen, wurde bis zum 26. August 2011 ausgesetzt. Am 26. August 2011 wurde die Abschussgenehmigung ganz aufgehoben. Währenddessen tauchten Plakate mit der Aufschrift „Tötet die Kuh“ auf. Der frühere Besitzer warnte vor dem Temperament des Tiers: Er habe sie verkauft, weil sie so nervös gewesen sei Käme sie in Bedrängnis, würde sie wahrscheinlich gefährlich werden.

Die Tierschützer und ihre freiwilligen Helfer versuchten mit unterschiedlichen Methoden, Yvonne einzufangen, und setzten dabei eine andere Kuh, ein Kalb und einen Stier ein. Durch diese Appelle an Herden-, Mutter- und Brunftinstinkte sollte Yvonne aus dem Wald gelockt werden. Außerdem errichteten sie eine Futterfalle im Wald, bei der ein Bügel über einer Futterkrippe das Tier, das sich der Krippe nähert, an der Flucht hindern soll. All diese Versuche blieben jedoch vorerst erfolglos. Zwar besuchte Yvonne die anderen Tiere Waltraud und Waldi, dies jedoch nur im Schutze der Nacht, so dass sie danach wieder entkommen konnte.

Seit Mitte August 2011 wurde für die Suche ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera eingesetzt. Die Kosten wurden vom privaten Radiosender Antenne Bayern getragen. Die restlichen Kosten trug die Stiftung Gut Aiderbichl. Wegen des heißen Wetters wurde versucht, die Kuh vor Einbruch der Dunkelheit während der Suche nach Trinkwasser zu betäuben. Da es schwierig ist, im Waldgelände einen Betäubungspfeil in einen Muskel zu schießen, wurde ebenfalls diskutiert, Yvonne erst im Herbst nachts mit Futter aus dem Wald locken.

Kritiker haben diese Fangversuche als „eine Hetze“ verurteilt. Nicht nur die Kuh, sondern alle Tiere im Wald würden durch den massenhaften Auflauf der Menschen verschreckt. Sie verschwänden deshalb im Dickicht. Eine Möglichkeit, Yvonne zu finden, bestünde nur, wenn man das Waldgebiet für einige Wochen in Ruhe lasse

Der Präsident des Berliner Sri-Ganesha-Hindu-Tempels, Avnish Kumar Lugani, wies am 22. August 2011 darauf hin, die Kuh habe das Recht zu leben. Sie dürfe deshalb nicht getötet, sondern müsse eingefangen werden. Sie sei „kein Tiger oder Löwe“ und daher nicht gefährlich. Auch indische Medien haben den religiösen Aspekt hervorgehoben.

Ende August 2011 wurden die Fangversuche vorläufig für beendet erklärt. Die Kuh solle „in Ruhe gelassen“ werden. Man wolle abwarten, bis sie sich von selber zeige, hieß es. Die weiteren Bemühungen wurden vom aktuellen Direktor des Münchener Tierparks Hellabrunn Henning Wiesner geleitet.

Am Abend des 31. August 2011 wurde Yvonne auf einem Landstück grasend gefunden und anhand ihrer Ohrmarke identifiziert. Am Morgen des 1. September 2011 wurde sie von Wiesner mit zwei Gewehrschüssen betäubt und anschließend auf das Gut Aiderbichl zu ihrem Sohn Friesi, ihrer Schwester Waltraut und dem Kalb Waldi gebracht.

In den deutschen Medien hat Yvonnes Verschwinden für ein umfangreiches Echo gesorgt. Alle größeren Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender berichteten über sie.

Bei Facebook gründeten sich zahlreiche Initiativen, die an ihrem Verschwinden und der Unfähigkeit der Menschen, sie einzufangen, Gefallen fanden. Man bangte um die körperliche Unversehrtheit und das Leben der Kuh. In der größten einschlägigen Facebook-Gruppe fanden bis zum 29. August 2011 über 27.000 Unterstützer zusammen.

Im Ausland berichteten die britischen Tageszeitungen The Independent, und Guardian, der kanadische Radiosender CBC Radio 1 und auch National Public Radio über die runaway cow. In Frankreich beschäftigte sich ein Blog des Nachrichtenmagazins Nouvel Observateur mit dem Vorfall, außerdem der Auslandssender Radio France Internationale. Auch die New York Times berichtete über das Medienecho in einem ihrer Blogs.Die Kuh war auch Thema in Zeitungen in Abu Dhabi und Radiosender in Indien und Südafrika berichteten über Yvonne.

In einigen Medien wird der Rummel um die entlaufene Kuh, die auch die liederschreibende und kabarettistische Zunft inspirierte, als typisches Sommerloch-Thema bezeichnet. Andere stellen die Frage des möglichen Abschusses in den Vordergrund und sehen Parallelen zu anderen Aufsehen erregenden Tieren, die in Bayern in den vergangenen Jahren abgeschossen worden waren, vor allem zum damals so genannten Problembär Bruno. Somit werde auch Yvonne zu einem gesellschaftlichen und politischen Phänomen. In einigen Medienberichten wurde sie in Analogie zu Bruno als „Problemkuh“ bezeichnet.

Am 13. August 2011 setzte die Bild-Zeitung eine Belohnung von 10.000 Euro aus für Hinweise, die zum Fang der Kuh führen. Sie solle dabei nicht verletzt werden. Es seien aber nur wenige daraufhin unterwegs gewesen, um Yvonne zu suchen.

Der Ö3 Callboy Gernot Kulis gab in einem Telefonscherz am 12. August 2011 vor, die Kuh gefangen zu haben und verlangte ein Lösegeld von 10.000 Euro in einem Bahnhofsschließfach in Salzburg. Er würde die Kuh dann auf Gleis 8 anbinden, wo sowieso kein Zug mehr fahre. Andernfalls würde er sie an einen Schlachthof ausliefern, der über 5.000 Euro zahlen würde. Gesendet wurde es über eine Woche später am 22. August.

Klaus Reiter, Professor für Verhaltensforschung für Nutztiere an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, beurteilte das Verhalten der Kuh als außergewöhnlich. Laut Reiter schien die Kuh schnell zu den ursprünglichen Instinkten eines Wildtiers zurückgefunden zu haben. So stellte sie ihren Schlafrhythmus um und schlief tagsüber, um abends zu grasen. Deswegen wurde das Rind auch als „Kuh, die ein Reh sein will“, bezeichnet. Diese Fügung sei zuerst von der Passauer Neuen Presse verwendet worden, hieß es im Berliner Tagesspiegel.

Es bestätigte sich die Aussage des Leiters des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Jörg Hartung. Er hatte darauf hingewiesen, dass Rinder Herdentiere seien. Deshalb werde Yvonne letztlich wieder aus dem Wald herauskommen und die Gesellschaft ihrer Artgenossen suchen. Da sie in dem Gelände keine natürlichen Feinde habe und weil Kühe sich gut an die äußeren Begebenheiten anpassen könnten, bestehe für sie insoweit keine Gefahr: „Rinder können sich, so lange sie Futter haben, gut durchschlagen“, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Yvonne is a brown-white cow that escaped from its farmer in Mühldorf, Germany and caused a lot of attention in the media after she had kept hiding in woods for many weeks. Farmers, police and animal rights activists were unable to find and capture her.

Yvonne was born in 2005. She had lived as a dairy cow for a mountain farmer in a valley called Liesertal in the Austrian Alps. In March 2011 she was sold to a farmer in Aschau am Inn, Bavaria. He planned to fatten and slaughter Yvonne. On May 24th, 2011 Yvonne escaped from the electric-fenced grazing land of her farmer and kept hiding in woods near the villages Zangberg and Stefanskirchen. After escaping, Yvonne was bought by anímal rights activist Michael Aufhauser who then tried to capture her and bring her to his animal sanctuary called Gut Aiderbichl, a former farm in Deggendorf, Bavaria.

Multiple techniques were used to find her or draw her out of hiding. Searchers used infrared cameras, a helicopter, and other cows used as lures.

As all attempts to capture Yvonne failed, the cow received more and more attention from the mass media in Germany and Austria and later all over the world. Bild tabloid offered a reward of ten thousand euros for her recovery.

Yvonne could be located but not captured because animal rights activists and police fear that any approach could drive her out of the area and on streets. Yvonne's first owner reported that Yvonne has a very nervous character.

The campaign to save Yvonne from the hunters bullet was successful when the order to shoot on sight was rescinded permanently on the 28th August 2011. It was decided to ask all helpers to leave the area with a single hunter remaining to try to tranquilize Yvonne if possible. She would then be moved to the Animal Sanctuary owned by Michael Aufhauser. Concern is growing, however, that with the approach of winter, she may find it difficult to find proper food and shelter. Calls have been made for a shelter to be built in the forest for Yvonne and to encourage her to use this, and for food and water to be provided.

On 1 September 2011 Yvonne was captured in Unteralmsham near Stefanskirchen.

Yvonne with son Friesi at Aiderbichl, the Animal Sanctuary

Sources:
- Yvonne auf wikipedia
dt./engl.
- Rettet Yvonne auf facebook
- website
Gut Aiderbichl - Fotos Bild

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2 Kommentare:

Britta-Gudrun hat gesagt…

Liebe Birgit,

komisch, von dem ganzen Rummel um Yvonne habe ich kaum etwas mitbekommen bzw. erst als sie schon auf Aiderbichl war.
Ich freue mich, dass sie aufgrund ihres Freiheitsdranges dem Schlachthof entrinnen konnte und sich so viele Menschen für sie eingesetzt haben.
Wenigstens ab und zu mal eine Nachricht mit Happy End!

Liebe Grüße
Britta-Gudrun

Simba hat gesagt…

Jetzt muss ich schmunzeln, dass du diesen Beitrag doch gefunden hast.., Briita-Gudrun.)) Er war einer meiner nachgereichten Beiträge.Auch ich habe erst von ihr gehört, als sie schon wieder eingefagen war. Geschichten mit Kühen, die die Freiheit dem Schlachthof vorziehen kann ich nicht widerstehen...
LG
Birgit